Es ist kompliziert
Europäischer Rat, Rat der Europäischen Union, Europarat: Wohl nur wenige Dinge sind so verwirrend für EU-Bürger wie das Institutionengefüge auf europäischer Ebene. Erschwerend kommt hinzu, dass sich zu den EU-Einrichtungen noch diverse europäische Organisationen gesellen, die mit der EU direkt nichts zu tun haben. Das gilt etwa für den Europarat, der schon 1949 als Debattenforum gegründet wurde und dem aktuell alle Staaten des Kontinents außer Weißrussland und dem Kosovo angehören. Beim Europäischen Rat und dem Rat der Europäischen Union dagegen handelt es sich um die Organe der EU-Fachminister beziehungsweise der Staats- und Regierungschefs. Kurz gesagt: Es ist kompliziert.
Dennoch gibt es Menschen, die nicht nur bereit sind, sich in eine derart sperrige Materie einzuarbeiten, sondern dies sogar mit Leidenschaft tun. Man spricht in solchen Fällen gelegentlich von Nerds, und so könnte man auf die Idee verfallen, der Verfassungsblog, den der Jurist, Journalist und Schriftsteller Maximilian Steinbeis vor zehn Jahren gegründet hat, sei eine Plattform für … nun ja, eben für Nerds. In Wirklichkeit gehört die Website, die sich selbst als „a journalistic and academic forum of debate on topical events and developments in constitutional law and politics in Germany, the emerging European constitutional space and beyond” definiert, zu den besten Angeboten im Netz für alle, die sich mit europäischen Rechtsfragen befassen, ob sie dies nun müssen oder unbedingt wollen.
Alle Texte der Seite sind auf Englisch zugänglich, teilweise auch auf Deutsch. Die Vielfalt der Beiträge ist, im Rahmen des übergreifenden Themas „Recht und Verfassung“, nahezu grenzenlos: Mehrere Hundert Bloggerinnen und Blogger aus allen Teilen Europas und darüber hinaus sind im Autorenverzeichnis registriert. Inhaltlich korrespondierende Texte sind zu Debatten zusammengefasst. Keine Frage: Das Ganze ist verdammt gut gemacht. Kompliziert bleibt es trotzdem.